Errötungsangst (Erythrophobie)
Wenn das Erröten zur Angst wird
Aufsteigende Gesichtswärme, Errötung, zunehmende Nervosität, Schwitzen, Herzrasen, Unwohlsein und Angst vor Bloßstellung sind nur einige Symptome der Errötungsangst. Nicht selten weitet sie sich zu einem Teufelskreis aus. In meiner Praxis für medizinische Hypnose in Hamburg können Betroffene durch eine Hypnotherapie Hilfe gegen die Errötungsangst erhalten. Die Erythrophobie gehört in meiner Praxis zu den Schwerpunktthemen.
Der Fachbegriff lautet Erythrophobie (griech.: erythros = erröten und phobie = krankhafte Furcht). Die Errötungsangst ist noch weitgehend unerforscht. Das könnte daran liegen, dass einerseits die Häufigkeit bisher weit unterschätzt wurde und andererseits das Leitsymptom – das Rotwerden des Gesichts – bis heute oft bagatellisiert wird. Der Leidensdruck und die Auswirkungen auf die gesamte Lebenssituation wurde und wird zumeist nur unzureichend wahrgenommen.
Die Errötungsangst ist ein stark belastendes Krankheitsbild. Viele berichten, wie sie sich immer mehr auf die Hitze im Gesicht fokussieren und sie psychisch immer verletzter agieren, sie sich schon durch Blicke anderer gestraft und gedemütigt fühlen. Sie berichten häufig, dass der Kontakt zu Mitschülern, Kollegen, selbst zu Familienangehörigen immer schwieriger wurde; das Leben von der Furcht vorm Rotwerden beherrscht wurde und sie sich immer mehr vor sozialen Situationen zurückzogen. Nicht selten berichten PatientInnen, dass die Schulzeit eine einzige Qual war, wobei sie nicht selten in ein erschöpfendes Weinen ausbrechen. Nicht wenige PatientInnen haben ausgeprägte Erschöpfungssymptome und depressive Symptome entwickelt.
Der Erythrophobie liegt eine Angsterkrankung zugrunde. Sie ist eine Sonderform der Sozialphobie. Diese Störung ist gekennzeichnet durch eine unbegründete, intensive Angst in sozialen Situationen, wo Menschen sich durch andere beobachtet und beurteilt fühlen.
Wie bei der Sozialphobie werden Menschen mit der Errötungsangst im Laufe der Zeit zu „Experten“ in Bezug auf Situationen, in denen sie Gefahr laufen, zu erröten. Sie entwickeln Vermeidungsstrategien, um vor entsprechenden „Alarmsituationen“ zu flüchten. So berichtete eine junge Auszubildende, wie sie oft große Umwege fahren würde, um ehemaligen Mitschülern nicht zu begegnen. Blicke und Worte ihrer Mitschüler hatten sich – so die junge Frau – in ihre Psyche eingefressen. Sozialer Rückzug ist oft die Folge – die medizinische Hypnose kann diese Spirale unterbrechen und die Errötungsangst kann gemildert und gelöst werden.
Die Erythrophobie beginnt häufig in der Schulzeit
Mit medizinischer Hypnose die Ursachen finden
Die Errötungsangst tritt nach meiner Erfahrung bei den meisten erstmalig während der Schulzeit auf. Häufig kann genau mitgeteilt werden, wann diese Problematik begann und was das sogenannte Schlüsselerlebnis war, wo alles anfing ... und wo es begann, dass bereits der Gedanke an das Rotwerden zum persönlichen Horror wurde. Um diese Errötungsangst an den unbewussten „Wurzeln herauszureißen“, kann eine Hypnosetherapie äußerst hilfreich sein. Wird die Ursache geheilt, können die Auswirkungen in den Hintergrund rücken – und das Rotwerden kann erblassen.
Nicht immer ist eine Errötungsangst krankhaft
In bestimmten Situationen ist das Erröten etwas völlig Normales
In bestimmten Situationen ist das Erröten etwas ganz Normales. Es ist gekoppelt an körperliche und psychologische Prozesse. So können wir erröten bei körperlicher Arbeit oder beim Sport, durch Fieber, Alkoholkonsum und Medikamente. Erröten ist eine normale physiologische Begleiterscheinung bei Freude, Aufregung, Wut, Scham oder Angst. Nicht zu vergessen der Sex flush, wo sich das Gesicht abrupt errötet.
Der Mechanismus des Rotwerdens ist noch nicht völlig geklärt. Neurotransmitter sowie im Blut zirkulierende gefäßaktive Hormone – wie Adrenalin – und Gewebshormone sind an der Weitstellung der Gefäße beteiligt. Sie bedingen die Zunahme des Blutvolumens in den oberen Hautschichten, woraus die Rötung der Gesichtshaut resultiert. Die Eythrophobie geht in manchen Fällen mit übermäßigen Schwitzen, der Hyperhidrose, einher. Einige Patienten betonen, dass das massive Schwitzen, besonders im Gesicht und an den Händen, sie noch mehr belasten würde, als das Erröten selbst.
Errötungsängste: negative Gedanken vorm Erröten
Durch medizinische Hypnose die Angst vor dem Erröten lösen
Bei Betroffenen mit Erythrophobie kann schon der Gedanke an eine entsprechende Sozialsituation, wo man einer kritischen Betrachtung oder Beurteilung ausgesetzt ist oder einfach Aufmerksamkeit erhält, diese Kaskade der Angstreaktionen in Gang setzen. Dabei werden die aufsteigende Röte sowie der Temperaturanstieg beim Erröten deutlich wahrgenommen. Für Betroffene ist es ein Kampf gegen die Angst und zugleich ein Ankämpfen gegen den eigenen Körper.
Selbst das Kämpfen gegen das Erröten kann die Errötungsangst noch verschlimmern.
Das Angstgedächtnis wird mit Errötungsangst gefüttert
Mit einer medizinischen Hypnosetherapie kann die Verfestigung im „Angstgedächtnis“ durchbrochen werden. Jedes Erröten führt zur weiteren Verfestigung im „Angstgedächtnis“. Mit jeder Erwartungsangst an das bevorstehende Erröten weitet sich das neuronale Netz im Angstzentrum aus und führt zur weiteren Konsolidierung der Angstprogramme. Ein Teufelskreis. In der medizinischen Hypnose werden unbewusste Prozesse geklärt und die Errötungsangst kann dadurch massiv an Schrecken verlieren.
Errötungsangst: Der Teufelskreis beginnt,
- wenn auf der emotionalen Ebene eine ständige Angst vor dem Erröten erlebt wird und Gefühle der Trauer und Verzweiflung, der Bedrohung und des Versagens das psychische Erleben beherrschen,
- wenn die Gedanken ständig um das Erröten kreisen und das Denken an das Erröten zwanghaft wird und die Erwartungsangst – die Angst vor der Angst – das Denken dominieren,
- wenn auf der körperlichen Ebene die Errötung mit Schwitzen, Zittrigkeit, Muskelanspannung, Schwindel, Herzrasen, Druck in der Magengrube, Kloßgefühl im Hals, Durchfällen und Harndrang sowie Kontrollverlust einhergeht,
- wenn auf der Verhaltensebene Menschen mit Ausreden und Ausflüchten beginnen, soziale Situationen zu vermeiden, Betroffene zunehmend unsicherer werden und sich ständig in einer energieraubenden Alarmsituation befinden.
Persönliche Kontakte und private Aktivitäten werden eingeschränkt. Durch chronisch werdendes Vermeidungsverhalten vereinsamen viele Betroffene.
Im Gegensatz zu Menschen mit Panikattacken versuchen Menschen mit phobischen Reaktionen zumeist sehr lange ihr Problem selbst zu lösen. Vielfach wird versucht durch lange Haare, die wie eine Gardine vorm Gesicht hängen, Make-up, Hautbräunung, dem Tragen von Sonnenbrillen und Rollkragenpullovern das Problem zu kaschieren. Auf Partys werden dunkle Ecken vorgezogen.
Nicht wenige versuchen durch Beruhigungsmittel und/oder Alkohol – praktisch als Selbstmedikation – die Angst zu dämpfen, um so gewisse Situationen kontrollieren zu können. Diese häufig entgleisende Selbstmedikation führt nicht selten schon nach wenigen Wochen in eine Abhängigkeit.
Die Hypnosebehandlung kann ein Ausweg sein
Mit medizinischer Hypnose der Errötungsangst gegenübertreten
Ziel der Behandlung durch medizinische Hypnose wieder Kontrolle im Leben zu gewinnen und wieder mit sich in Kontakt zu kommen. Die medizinische Hypnosebehandlung kann ein Weg sein, um aus der Angstspirale der Erythrophobie herauszukommen. Dabei ist es von großer Bedeutung, die Ursachen und Hintergründe der Errötungsangst zu verstehen.
Die Ursache für die Errötungsangst liegt häufig weit zurück, nicht selten in einem traumatischen Ereignis oder in problematischen und unverarbeiteten Erfahrungen. Häufig wird die Lebenssituation in dieser Zeit als schwierig beschrieben. Viele berichten, dass das reale Angsterlebnis als demütigend, bloßstellend und bedrohlich wahrgenommen wurde ... und dass jemand in seiner Hilflosigkeit nur noch den roten Kopf spürte.
In der ärztlichen Hypnosebehandlung kann diese entscheidende Situation durch die Aktivität Ihres Unbewussten aufgesucht werden, was von Betroffenen als sehr hilfreich und erleichternd empfunden wird. Das Unbewusste mit seinem „stillen Wissen“ kann in der ärztlichen Hypnosebehandlung diese belastenden Geschehnisse entzerren und „richtig einordnen“. Betroffene verstehen so, dass sie zu jener Zeit gar keine anderen Handlungsmöglichkeiten hatten und deshalb „so“ reagierten.
Das Rotwerden war zu jener Zeit Ausdruck der Hilflosigkeit und Ohnmacht. Der Weg aus der Ohnmacht kann gebahnt werden. Auf diesem Weg, der mit jedem Schritt sicherer werden kann, können alte belastende Erfahrungen entzerrt und innere Konflikte gelöst werden. Respektvolle Lösung der ursächlichen Konfliktsituation führt zur Klärung und Klarheit fördert Sicherheit.
Durch ärztliche Hypnose die alten Angstmuster der Errötungsängste ablegen
Wenn Ihre Sicherheit wächst, verliert das Rotwerden seine Macht
Wenn die zwanghaften Ohnmachtsgedanken der Erythrophobie „entmachtet“ werden, können sich neue neuronale Netze entwickeln, sodass sich das Ich stärken und Selbstsicherheit in sozialen Situationen wachsen kann. Die alten Angstmuster der Erythrophobie können beginnen, sich zu lösen. Neue Erfahrungen schaffen im Gehirn eine neue Wirklichkeit, und diese Wirklichkeit wirkt im Leben. Das Erröten wird zu einem normalen Vorgang; die Errötungsangst hat ihre Macht verloren.
Gegenwärtig liegen nach meinem Kenntnisstand noch kaum Erfahrungen über die Behandlung der Erythrophobie mit medizinischer Hypnose vor. Nach dem Patientenfeedback zu urteilen und nach vorsichtiger Einschätzung in den von mir dokumentierten Fällen ist die Prognose aber als ermutigend zu betrachten. Ich habe im Laufe der Jahre sehr viele PatientInnen mit Errötungsangst behandelt. Die meisten benötigten nur sehr wenige Sitzungen.
Hilfe zum Thema Errötungsangst und Erythrophobie
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Dr. Carita Marie Rabe